Überblick
Lagerhaltungsmethoden sind Strategien zur Organisation und Verwaltung von Lagerbeständen in Unternehmen. Sie zielen darauf ab, Produkte effizient zu lagern und die Lagerbestände zu optimieren, um eine reibungslose Versorgungskette zu gewährleisten. Diese Methoden spielen eine entscheidende Rolle im Supply Chain Management, da sie sowohl die Verfügbarkeit von Waren als auch die Lagerkosten beeinflussen. Unternehmen wenden verschiedene Lagerhaltungsstrategien an, abhängig von Faktoren wie dem Produkttyp, der Nachfrage und der Lagerkapazität. Die Wahl der richtigen Lagerhaltungsmethode kann den Betrieb effizienter gestalten und Wettbewerbsvorteile verschaffen.
Zu den gängigsten Lagerhaltungsmethoden gehören First-In-First-Out (FIFO), Last-In-First-Out (LIFO) und das ABC-Analyse-Modell. Jede Methode hat spezifische Anwendungsbereiche und Vorzüge, die auf unterschiedliche Geschäftsanforderungen zugeschnitten sind.
Konzept
Das Konzept hinter den Lagerhaltungsmethoden besteht darin, den Fluss von Waren in und aus dem Lager optimal zu organisieren, um die Betriebskosten zu senken, die Bestandskontrolle zu verbessern und die Kundenzufriedenheit sicherzustellen. Der Fokus liegt darauf, eine Balance zwischen ausreichend hoher Lagerverfügbarkeit und minimalem Kapitaleinsatz zu finden. Diese Herausforderung wird durch verschiedene Lagerhaltungsmethoden gelöst, die je nach Bedarf, Lagerkapazität und Produkttyp angewendet werden.
- First-In-First-Out (FIFO): Diese Methode basiert auf dem Prinzip, dass die zuerst eingelagerten Waren auch zuerst entnommen werden. FIFO ist besonders wichtig bei verderblichen Gütern wie Lebensmitteln oder pharmazeutischen Produkten, bei denen die Haltbarkeit eine zentrale Rolle spielt. Indem die ältesten Bestände zuerst verwendet werden, verringert FIFO das Risiko von Verderb oder Verfall. In der Praxis bedeutet dies, dass Produkte mit dem frühesten Verfallsdatum zuerst aus dem Lager entnommen werden, um den Verlust durch veraltete oder unbrauchbare Waren zu minimieren. FIFO kann jedoch zu erhöhtem Lagerumschlag führen, was höhere Transport- und Handhabungskosten nach sich ziehen kann.
- Last-In-First-Out (LIFO): Bei dieser Methode werden die zuletzt eingelagerten Produkte zuerst entnommen. Dies wird oft in Branchen verwendet, in denen Produkte mit gleichbleibender Haltbarkeit gelagert werden und der Lagerplatz effizient genutzt werden muss. LIFO ist besonders geeignet für Unternehmen, die Waren mit geringen Verfallsrisiken oder standardisierten Produkten lagern. Es kann jedoch dazu führen, dass ältere Bestände im Lager verbleiben und möglicherweise an Wert verlieren oder nicht mehr den aktuellen Marktanforderungen entsprechen.
- ABC-Analyse: Diese Methode teilt die Lagerbestände in drei Kategorien ein – A, B und C –, basierend auf ihrem Wert und ihrer Bedeutung für das Unternehmen. Die A-Kategorie umfasst wertvolle Produkte mit geringer Lagerhaltung, die C-Kategorie kostengünstige Massenprodukte. Diese Einteilung ermöglicht eine gezielte Priorisierung der Bestandsführung. Während A-Produkte eine strenge Kontrolle und regelmäßige Bestandsprüfung erfordern, können C-Produkte mit weniger Aufwand verwaltet werden. Die ABC-Analyse hilft, Ressourcen effizienter zu nutzen und den Fokus auf die wichtigsten Waren zu legen.
- Just-in-Time (JIT): Just-in-Time-Lagerhaltung ist eine Methode, bei der Waren erst dann produziert oder geliefert werden, wenn sie tatsächlich benötigt werden. Ziel ist es, Lagerbestände so gering wie möglich zu halten und Lagerkosten zu minimieren. Diese Methode erfordert jedoch eine äußerst präzise Planung und eine zuverlässige Lieferkette. Wenn es zu Verzögerungen in der Lieferung kommt, kann dies zu Produktionsausfällen oder Engpässen führen. JIT wird häufig in der Automobilindustrie oder in der Elektronikbranche angewendet, wo schnelle Lieferzeiten und flexible Produktionsprozesse erforderlich sind.
- Kanban: Kanban ist eine Lagerhaltungsmethode, die eng mit JIT verbunden ist. Sie verwendet ein visuelles Signalsystem, um die Lagerbestände zu überwachen und Nachschub auszulösen. Kanban-Karten signalisieren den Bedarf an neuen Waren, wenn bestimmte Schwellenwerte erreicht werden. Diese Methode hilft, Überbestände zu vermeiden und den Materialfluss zu optimieren. Kanban erfordert jedoch eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und einen gut organisierten Lagerbetrieb.
Die Auswahl der richtigen Lagerhaltungsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa der Art der Produkte, den Anforderungen des Marktes und der Größe des Unternehmens.

Während einige Methoden wie FIFO oder LIFO auf den physischen Fluss von Waren abzielen, konzentrieren sich andere wie die ABC-Analyse oder Kanban stärker auf die Organisation und Priorisierung der Bestände. Eine Kombination mehrerer Methoden kann erforderlich sein, um die Effizienz der Lagerhaltung zu maximieren.
Ein weiteres zentrales Konzept der Lagerhaltung ist die Sicherheitsbestandsplanung, die darauf abzielt, unvorhergesehene Schwankungen in der Nachfrage oder Lieferkettenstörungen abzufangen. Der Sicherheitsbestand stellt sicher, dass immer genügend Waren vorrätig sind, um eventuelle Verzögerungen oder Engpässe zu überbrücken. Die Planung des Sicherheitsbestands hängt von Faktoren wie der Nachfrageprognose, der Lieferzeit und der Lagerkapazität ab. Sie stellt eine zusätzliche Pufferlösung dar, um unvorhergesehene Probleme zu vermeiden, jedoch können hohe Sicherheitsbestände die Lagerkosten erhöhen.
Mehrwert
Die richtige Lagerhaltungsmethode bringt viele Vorteile mit sich. Sie trägt zur Kostenreduktion bei, indem Überbestände vermieden und Lagerflächen effizient genutzt werden.

Gleichzeitig verbessert sie die Bestandskontrolle, da Unternehmen ihre Lagerbestände besser überwachen und Engpässe rechtzeitig erkennen können. Zudem kann durch eine optimierte Lagerhaltung die Lieferzuverlässigkeit gesteigert werden, da Waren schneller verfügbar sind und die Kundennachfrage schneller bedient wird.
Ein kritischer Punkt bei der Anwendung von Lagerhaltungsmethoden ist jedoch die Komplexität der Implementierung. Insbesondere Methoden wie Just-in-Time oder Kanban erfordern eine enge Abstimmung mit Lieferanten und eine hohe Flexibilität in der Lieferkette. Wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten, wie z. B. Lieferengpässe oder plötzliche Nachfragespitzen, kann dies zu Engpässen führen. Die Wahl der richtigen Methode muss daher immer sorgfältig abgewogen werden.
Insgesamt tragen effiziente Lagerhaltungsmethoden dazu bei, den Materialfluss in Unternehmen zu optimieren und die Lagerkosten zu senken. Sie erfordern jedoch eine sorgfältige Planung und Überwachung, um reibungslos zu funktionieren. Unternehmen, die ihre Lagerhaltung gut organisieren, profitieren langfristig von geringeren Kosten, höherer Flexibilität und verbesserter Kundenzufriedenheit.