Überblick

 

Die Kopfstandmethode, auch als Reverse Brainstorming bekannt, ist eine Kreativitätstechnik, die zur Ideenfindung geeignet ist. Die Methode baut auf den Grundlagen des Brainstormings auf, kehrt jedoch die Denkrichtung um und fragt nicht danach, wie etwas zu verbessern ist. Stattdessen baut die Methode darauf, dass es Menschen im Allgemeinen leichter fällt, sich negative Szenarien auszumalen und über Probleme und mögliche Fehler nachzudenken. Dies liegt daran, dass Probleme oft klarer erkennbar sind als Lösungen.

Nach der negativen Umformulierung der eigentlichen Problemstellung folgt das kreative Sammeln aller erdenklichen Aspekte, die dazu beitragen, dass sich ein Problem eben nicht lösen lässt. Ist dieser Ideenfindungsprozess abgeschlossen, findet schließlich wieder die Umkehrung ins Positive statt.

Die Kopfstandmethode hilft dabei, feste Denkmuster zu verlassen und Probleme aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Auf diese Weise lassen sich oft neuartige und innovative Ideen generieren.

 

Konzept

 

Ziel der Kopfstandmethode ist, Denkblockaden mittels einer veränderten Herangehensweise zu lösen. Dies fördert Ideenfindungsprozesse in Unternehmen, wenn herkömmliches Brainstorming keine neuen Einfälle mehr liefert.

Mit Hilfe einer negativen Formulierung der Fragestellung und durch den so veränderten und neuen Blickwinkel auf das Problem lassen sich gewohnte Denkmuster gezielt umgehen und kreative Einsichten fördern. Durch das „falsche“ Ziel gelingt es, Betriebsblindheit zu umgehen – der Kopf ist frei für neue Ideen.

Die Kopfstandmethode lässt sich auf ein akut auftretendes Problem anwenden oder proaktiv nutzen, um bestehende Prozesse zu hinterfragen und zu entschlacken. So finden sich regelmäßig über bestehende Verbesserungen hinaus noch neue Optimierungsimpulse. Auch im Design Thinking wird die Kopfstandmethode beispielsweise häufig in der Ideenfindungsphase eingesetzt, um über die bereits generierten Ideen hinaus neue Inspirationen zu erhalten und daraus weitere Vorschläge zu entwickeln.

Hilfreich bei einer Anwendung der Kopfstandmethode in Gruppenarbeit ist, wenn sich jeder Teilnehmer zunächst selbst Gedanken macht und diese aufschreibt, bevor es dann in den Austausch mit der Gruppe geht. Diese Kombination von Brainwriting und Brainstorming fördert die freie Gedankenentwicklung der einzelnen Teilnehmer und die aktive Teilnahme introvertierterer Personen. Der Kopfstand sollte dabei moderiert und zeitlich definiert ablaufen, um eine strukturierte Durchführung zu gewährleisten.

 

Zunächst findet die klare Formulierung des Problems statt, wobei es förderlich ist, das Problem nicht als Feststellung, sondern als Frage zu formulieren. Durch die Negativierung der Fragestellung erfolgt dann der Kopfstand. Zum Beispiel wird aus „Wie können wir unsere Prozesse verschlanken?“ die Fragestellung: „Wie schaffen wir es, unsere Prozesse noch komplizierter zu machen?“ In dieser Phase der Methode geht es darum, den Gedanken freien Lauf zu lassen und alle erdenklichen Ideen dazu zu sammeln, wie ein Worst-Case-Szenario aussehen könnte.

Nachdem alle negativen Ideen aufgeschrieben sind, findet der Austausch in der Gruppe statt. Oftmals kommen in dieser wichtigen Phase noch weitere Vorschläge dazu, da sich die Teilnehmer gegenseitig zu neuen Gedanken inspirieren. Dabei ist es zunächst nicht relevant, ob die Ideen umsetzbar und realisierbar sind, sondern es geht erst einmal nur darum, so viele Impulse wie möglich zu sammeln.

Um auf die eigentliche Problemstellung zurückzukommen, folgt durch die Umformulierung aller negativer Ideen schließlich die Umkehrung des Kopfstands. Dabei ist es hilfreich, eine klare und positive Formulierung zu verwenden und Wörter wie „nicht“ und „kein“ zu vermeiden. Im letzten Schritt geht es um die Entwicklung konkreter Lösungen aus den gesammelten Ideen. Hierfür werden die Anregungen auf Umsetzbarkeit geprüft und priorisiert.

 

Die Vermeidung von Verschwendungen und das Entschlacken von Prozessen sind das wesentliche Ziel im Lean Management. Die Kopfstandmethode lässt sich unter anderem ganz gezielt zur Identifikation von Verschwendung im Rahmen einer TIMWOOD-Analyse einsetzen, um immer wieder kleine Verbesserungen zu erreichen, die im weiteren Zeitverlauf einen wirklichen Impact ausmachen. So lassen sich beispielsweise regelmäßige Meetings in Fachbereichen ansetzen, um zu prüfen, ob Abläufe noch auf dem neuesten Stand sind oder einfach gemacht werden, wie es die Gewohnheit vorgibt. Dabei lässt sich auch nachvollziehen, ob sich Vorgänge und Abläufe auf das Wesentliche konzentrieren oder ob sich einzelne Prozessschritte reduzieren lassen.

 

Mehrwert

 

Die Vorteile der Kopfstandmethode liegen in ihrer einfachen Anwendbarkeit und darin, dass kein Vorwissen für die Teilnehmer notwendig ist. Mit einem geringen Zeitaufwand, meist sind nur etwa 20 bis 60 Minuten notwendig, lassen sich neue Ideen bei festgefahrenen Problemstellungen generieren.

Die Kreativität der Teilnehmer lässt sich anregen, ohne dass direkt Ideen für das eigentliche Problem gefunden werden müssen. Dieser kleine „Umweg“ sorgt meist für die Beleuchtung ganz neuer Aspekte und liefert kreative und innovative Anregungen. Maßnahmen lassen sich detailliert ausarbeiten und priorisieren. Ein wesentlicher Pluspunkt bei der Durchführung der Methode in der Gruppe ist, dass diese meist für viel Spaß sorgt und eine positive Gruppendynamik sowie den Gruppenzusammenhalt fördert. Denkprozesse lassen sich in angenehmer Atmosphäre und aufgelockerter Stimmung deutlich freier anstoßen als in starren und festgefahrenen Strukturen. Ziel der Kopfstandmethode ist, vorhandenes Wissen und gemachte Erfahrungen auf andere Art und Weise zu ordnen und zu kombinieren und so kreative Prozesse zu unterstützen, die neue und innovative Ideen als Output liefern.