Überblick

 

5G ist sowohl eine Methode als auch ein Management-Stil zur zielgenauen, dauerhaften und systemischen Analyse und Behebung auftretender Probleme im Betriebsablauf. Der Name leitet sich aus der japanischen Bezeichnung der Schritte ab, die zur erfolgreichen und dauerhaften Problemlösung notwendig sind. In der Reihenfolge ihrer Anwendung sind diese: Gemba, Genbutsu, Genjitsu, Genri und Gensoku. Die Methode ist beispielsweise bei wiederholt auftretenden Störungen, Verzögerungen sowie Beschwerden von Kunden und Mitarbeitern einsetzbar.

Dass Probleme wiederholt auftreten, ist kein Zufall. Im Tagesgeschäft kommt es häufig vor, dass statt der Ursachen nur Symptome bekämpft werden, um die Betriebsfähigkeit schnell wiederherzustellen. Doch auch wenn Ressourcen eingesetzt werden, um das Problem gezielt anzugehen und dauerhaft unter Kontrolle zu bringen, ist der Erfolg bei weitem nicht garantiert.

Versäumt es das Team beispielsweise, sich frühzeitig einen realistischen und umfassenden Blick auf die Problemursachen zu verschaffen, werden auch die abgeleiteten Lösungsansätze ins Leere führen. Grund dafür ist beispielsweise die räumliche Trennung des Teams vom Problem. Während in Konferenzräumen langatmig und teils ergebnislos diskutiert wird, liegen am Ort des Geschehens wertvolle Informationen in unterschiedlicher Art bereit.

Um die zielgenaue Ursachenbehebung methodisch zu stützen, gibt jeder der 5G-Schritte dem oder den Verantwortlichen klare Handlungsempfehlungen. Dabei bauen die Schritte sinnvoll aufeinander auf, um sowohl relevante Problemursachen wie auch effektive und effiziente Lösungsansätze zu bestimmen.

 

Konzept

 

Der erste Schritt der 5G-Methode wird „Gemba“ genannt. Wörtlich übersetzt steht der Begriff für die „erhobene Bühne“, auf der die Ursache des Problems für alle klar erkennbar liegen soll. Tatsächlich dreht sich im ersten Schritt alles um den „Ort des Geschehens“, das heißt den Ort, der für das Problem ursächlich ist. Hier gilt es bereits, aufmerksam zu unterscheiden, da Symptome und Ursachen eines Problems getrennt voneinander auftreten können. Bemerkt ein Mitarbeiter auf dem Shopfloor beispielsweise Störungen an einem druckluftbetriebenen Werkzeug, können die Ursachen dafür sowohl am Werkzeug selbst wie auch in der Zuluft-Leitung liegen.

Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass Verantwortliche an erster Stelle den Ort aufsuchen, an dem das Problem auftritt. Sollte dieser Ort nur Symptome aufzeigen, führt der nächste Weg entsprechend zum Ort, der für das Problem ursächlich ist. An beiden bietet sich den Verantwortlichen ein ungefilterter Blick auf die Umstände, womit theoretische Annahmen durch einheitliche, realistische Erfahrungen ersetzt werden. Gleichzeitig bietet der Besuch vor Ort eine willkommene Möglichkeit, um effizient mit erfahrenen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen und wertvolle Informationen zu erhalten. Dabei hilft es zweifellos, wenn im Unternehmen bereits eine offene Fehlerkultur gelebt wird, die den Mitarbeitern ihre Offenheit nicht nachteilig auslegt.

Der zweite Schritt der 5G-Methode ist „Genbutsu“. Das bedeutet frei übersetzt „Hingehen und anschauen“ und dreht sich um den richtigen Untersuchungsgegenstand. Nachdem bereits der richtige, für das Problem ursächliche Ort aufgesucht wurde, sollen jetzt bewusst alle Gegenstände untersucht werden, die mit dem Problem verbunden sind. Beispielsweise wurden defekte Teile einer Maschine bereits im Rahmen der Störungsbeseitigung entfernt. Diese werden nun bewusst vor Ort untersucht.

Im dritten Schritt, „Genjitsu“, was sich mit dem „aktuellen Zustand“ übersetzen lässt, werden wesentliche Daten und Fakten betrachtet, die mit dem Problem im Zusammenhang stehen. Nachdem relevante, für das Problem ursächliche Bereiche und Gegenstände in den vorherigen Schritten eingegrenzt wurden, erlaubt Genjutsu damit einen fokussierten Blick auf harte Fakten. Dies ist insbesondere für die objektive Einordnung der subjektiv aufgenommenen Eindrücke vor Ort wichtig.

Nachdem ein klarer Blick auf den Ist-Zustand besteht, dreht sich der vierte Schritt „Genri“ um das Bestimmen der Abweichung vom Soll-Zustand. Die wörtliche Übersetzung lautet: „Beziehe dich auf die Theorie“. In diesem Schritt geht es darum, alle Lücken zwischen problembehafteter Ausgangssituation und dem ursprünglichen Zielzustand aufzunehmen. Insbesondere bei der Untersuchung von Soll-Prozessen lohnt sich der detaillierte Vergleich mit der Realität, die sich beispielsweise über die Begleitung der Mitarbeiter per DILO erreichen lässt.

Bei „Gensoku“, dem letzten Schritt, liegt der Fokus der Methode auf der Standardisierung. Übersetzt steht der Begriff für „fundamentale Regeln“, „Prinzipien“ oder „Standards“. Gab es bereits standardisierte Arbeitsabläufe, als das Problem auftrat? Falls ja, ist zu untersuchen, ob diese Standardisierung einer realistischen, optimierten Vorgehensweise entspricht oder ob sie durch Lücken und/oder Fehler zum Auftreten des Problems beitrug. Weiterhin muss darauf eingegangen werden, ob die Mitarbeiter im untersuchten Bereich den Standard kennen, verstehen und dauerhaft umsetzen. Sind Abweichungen erkennbar, ist die Anpassung des Standards und des verbundenen Trainings für die Mitarbeiter der logische nächste Schritt. Dabei muss ebenfalls sichergestellt werden, dass auch zukünftig Abweichungen vom Standard sofort festgestellt und gemeldet werden.

Wie beschrieben ist 5G nicht nur eine bedarfsgerecht eingesetzte Methode zur Problembehebung, sondern auch ein Management-Stil. In diesem Sinne sind Führungskräfte stets gut beraten, den „Ort des Geschehens“, an dem das Tagesgeschäft abläuft, immer wieder zu begehen. Gleichzeitig leisten sie einen deutlichen Mehrwert, wenn sie vor Ort anhand eigener Erfahrung sowie Daten und Fakten die Abweichungen zwischen Soll und Ist erkennen und die Umsetzung der Standards verfolgen. Nicht zuletzt leben sie damit auch die ständige Verbesserung und die Nähe zu den Mitarbeitern vor.

 

Mehrwert

 

Egal ob von Teams zur Problembehebung oder von Führungskräften angewandt, vermittelt 5G einen direkten, realistischen Einblick vor Ort. Ergänzt um die Beachtung von Daten und Fakten erhalten die Verantwortlichen somit einen verlässlichen Gesamteindruck, der sich über subjektiv beeinflusste oder vorgefilterte Berichte nicht erreichen lässt. Diese Vorgehensweise erlaubt den Fokus auf das Wesentliche, da sich Ursachen schneller von Symptomen trennen und somit gezielter angehen lassen.

Das methodische Vorgehen bietet gleichzeitig die Möglichkeit zur unternehmensweiten Vereinheitlichung der Problemlösungen durch Verantwortliche. Führungskräfte und Teams zur Problembehebung können sich somit verlässlich an der umfassenden Abfolge zur Ursachenforschung orientieren. Dies trägt wesentlich dazu bei, dass die Erfolgsquote in der Untersuchung und Lösung der unternehmerischen Zwischenfälle bei methodisch gut ausgebildeten Verantwortlichen zuverlässig steigt.