Wirksamkeitsverlust durch Aktionismus
Meist kommen diese Impulse allerdings eher aus der Richtung Achtsamkeit, Work-Life-Balance, Soft Skills, Coaching oder Transformation, was hier nicht gewertet werden soll. Für eine auf Operational Excellence spezialisierte Management-Beratung ist es nicht atypisch, aber schon eher ungewöhnlich, sich ebenfalls mit diesen Themen zu beschäftigen.
Und dennoch ändert dies ja nichts am Kern selbst. Aus jahrelanger Projekt- und Trainingserfahrung wissen wir, wie selten sich das obere und vor allem mittlere Management einmal die Zeit zum Reflektieren nimmt. Mit fatalen Folgen, denn Organisationen sowie Führungskräfte verlieren durch Aktionismus dramatisch an eigener Wirksamkeit. War es Seneca, der sagte, dass für ein Schiff kein Wind günstig ist, wenn es nicht den Hafen kennt, den es ansteuert? Diese Aussage bezieht sich ja nur auf die Zielsetzung an sich. Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Törn sind aber vielschichtiger: Nötig sind auch die Kenntnisse über Nautik, die technischen Fähigkeiten zum Segeln selbst, die Koordination und Führung der Crew, die Instandsetzung des Schiffs usw.
Es geht nie darum schneller zu rudern.
Und was machen die meisten Besatzungen? Rudern, rudern und nochmals rudern. Angetrieben durch einen oder mehrere Trommler und Einheizer fühlen sie sich dann eher wie auf einer spanischen Kriegsgaleere als auf einem Performance-Segler. Es geht also, auch mit Operational Excellence, nie darum, schneller zu rudern. Es geht darum, seinen Kurs zu kennen, die Methoden und Techniken zu beherrschen, sein Team zu formen und zu entwickeln sowie seine eigenen Kompetenzen als Offizier oder Kapitän kontinuierlich zu verbessern.
Entwicklungsbremsen loslassen
Dabei ist ein ganz wesentlicher Hebel gegen die täglichen Herausforderungen der Schritt zurück, ein Retreat. Nachdenken, hinterfragen, reflektieren, konzipieren und implementieren. Das eigentliche Tagesgeschäft der Führung braucht Raum und einen konsequenten Willen, um angegangen zu werden. Um wie viel wirksamer wäre es, wenn das Ziel und der Weg zumindest in groben Zügen bekannt wäre. Stattdessen wird sehr häufig irgendwie weitergemacht. Es ist halt bequemer. Morgen kann ich immer noch mit dem Rauchen aufhören.
Doch das Nachdenken muss gar nicht kompliziert sein. Mit den richtigen Tools macht es sogar sehr viel Spaß und bereitet Kurzweil und Abwechslung. Einer unserer persönlichen Favoriten ist das LEGO® Serious Play®. Es ist immer wieder erfrischend zu sehen, wenn gestandene Ingenieure auf einmal die Management-Möwe hervorholen, um damit für mehr Überblick zu plädieren. Oder das den Kunden symbolisierende Krokodil, das einem im Nacken sitzt. Serious Play® bietet da wirklich hervorragende Möglichkeiten. Die Methode selbst ähnelt einer systemischen Aufstellung, wie sie auch im Coaching verwendet wird. Aber der Fun-Faktor und die spielerische Leichtigkeit ermöglichen wirklich jedem, über Probleme zu sprechen, ohne sich angegriffen zu fühlen.
Es ist immer wieder erfrischend zu sehen, wenn gestandene Ingenieure auf einmal die Management-Möwe hervorholen, um damit für mehr Überblick zu plädieren.
Oder wie wäre es mal mit der Kopfstandmethode, bei der alle Gründe für den eigenen Nicht-Erfolg gebrainstormt werden? Dazu fallen den meisten Gruppen viele Ideen ein und nicht selten sind diese Punkte deckungsgleich mit dem erlebten Tagesgeschäft. Also muss ich ja nur noch diese Entwicklungsbremsen loslassen und mich auf das Gegenteil des Kopfstands fokussieren. Misserfolgsfaktoren werden einmal umgedreht und somit zu Ankerpunkten des Erfolgs.
Natürlich gibt es auch andere Wege der Strategieentwicklung. Ableitungen aus den Marktdaten, spieltheoretische Ansätze, Stärken- und Schwächenbetrachtungen, qualitative wie quantitative Ansätze, … die Liste ist lang.
In diesem Impulsbeitrag geht es nicht so sehr um die Methode selbst, sondern um einen Appell, sich strukturiert, fundiert und idealerweise im Team crossfunktional mit den Fragestellungen der strategischen Ausrichtung und Umsetzung zu beschäftigen. Denn Produktivität ist das Ergebnis aus Effektivität (Was?) und Effizienz (Wie?).