Überblick

 

OTIF, die Abkürzung für „On Time In Full“, ist eine bedeutende Kennzahl im Supply Chain Management. Sie misst die Fähigkeit eines Unternehmens, Kundenaufträge pünktlich und vollständig zu erfüllen. Konkret bezieht sich OTIF auf die prozentuale Rate der Bestellungen, die zum vereinbarten Zeitpunkt und in der geforderten Menge beim Kunden eintreffen. Diese Kennzahl spielt eine zentrale Rolle in der Logistik und der Lieferkettenoptimierung, da sie die Lieferleistung direkt widerspiegelt und somit entscheidend für die Kundenzufriedenheit ist. Unternehmen nutzen OTIF, um ihre Lieferkette zu überwachen, Engpässe zu identifizieren und kontinuierlich Verbesserungen anzustreben.

 

OTIF wird häufig als Leistungsindikator verwendet, um die Servicequalität gegenüber den Kunden zu bewerten. Eine hohe OTIF-Rate bedeutet, dass ein Unternehmen in der Lage ist, seine Versprechen hinsichtlich Lieferzeit und -umfang einzuhalten, was sich positiv auf das Vertrauen der Kunden auswirkt. Gleichzeitig ermöglicht eine niedrige OTIF-Rate die Identifizierung von Schwachstellen in der Lieferkette, die möglicherweise eine Neuausrichtung oder Optimierung erfordern.

 

Konzept

 

Das Konzept hinter OTIF lässt sich in zwei Hauptkomponenten unterteilen: „On Time“ und „In Full“. Jede dieser Komponenten spielt eine wichtige Rolle bei der Bewertung der Lieferperformance.

 

  1. On Time: Dieser Teil der Kennzahl bezieht sich auf die Fähigkeit eines Unternehmens, die vereinbarte Lieferzeit einzuhalten. In einer gut funktionierenden Lieferkette ist es entscheidend, dass Bestellungen pünktlich beim Kunden eintreffen, da Verzögerungen nicht nur die Kundenzufriedenheit beeinträchtigen, sondern auch zu zusätzlichen Kosten führen können, etwa durch Eiltransporte oder Vertragsstrafen. Unternehmen legen oft klare Lieferfristen fest, die im Rahmen des OTIF gemessen werden. Wenn eine Lieferung auch nur einen Tag verspätet ankommt, wird sie nicht als „On Time“ gewertet, was die OTIF-Quote senkt.
  2. In Full: Dieser Aspekt bewertet die Vollständigkeit der Lieferung. Das bedeutet, dass die Bestellung genau die Produkte und Mengen enthält, die vom Kunden bestellt wurden. Wenn eine Lieferung unvollständig ist, zum Beispiel weil ein Artikel fehlt oder die bestellte Menge nicht korrekt geliefert wird, wird dies ebenfalls negativ in die OTIF-Quote einfließen. Dies ist besonders wichtig in Branchen, in denen Engpässe oder Fehlmengen in der Lieferung zu Produktionsstopps oder Geschäftsstörungen führen können.

 

Um die OTIF-Kennzahl zu berechnen, wird die Anzahl der Bestellungen, die sowohl pünktlich als auch vollständig geliefert wurden, durch die Gesamtzahl der Bestellungen geteilt und mit 100 multipliziert. Die Berechnungsformel lautet:

 

 

Ein Unternehmen, das 95 % seiner Bestellungen pünktlich und vollständig liefert, hat also eine OTIF-Quote von 95 %. Dieser Wert gibt einen Überblick über die Gesamtperformance der Lieferkette und ist ein Indikator dafür, wie gut ein Unternehmen seine Logistikprozesse steuert.

 

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OTIF ist besonders nützlich in der Analyse von Lieferkettenengpässen. Wenn die OTIF-Quote sinkt, kann dies auf verschiedene Probleme in der Lieferkette hinweisen, wie z. B. Produktionsverzögerungen, mangelnde Lagerbestände, ineffiziente Transportwege oder logistische Koordinationsprobleme. Ein gezieltes Monitoring dieser Kennzahl hilft Unternehmen, die Ursachen von Engpässen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um die Lieferkette zu optimieren.

 

Zudem ist OTIF eng mit dem Konzept der Lieferkettenagilität verbunden. In einer dynamischen Marktumgebung müssen Unternehmen flexibel auf Veränderungen in der Nachfrage oder auf externe Störungen reagieren können. Eine hohe OTIF-Quote zeigt an, dass ein Unternehmen in der Lage ist, trotz dieser Herausforderungen stabil und zuverlässig zu liefern. Die kontinuierliche Verbesserung der OTIF-Quote ist oft ein Ziel im Rahmen des Supply Chain Managements, da sie sowohl die Effizienz als auch die Resilienz der Lieferkette erhöht.

 

Eine Sonderform von OTIF ist die prozessorientierte OTIF-Bewertung, bei der nicht nur die Endlieferung betrachtet wird, sondern auch Zwischenschritte in der Lieferkette. Dies könnte beispielsweise die pünktliche Bereitstellung von Materialien an einem Produktionsstandort oder die vollständige Erfüllung interner Lieferverpflichtungen umfassen. Dieser Ansatz hilft, die gesamte Lieferkette ganzheitlich zu betrachten und potenzielle Engpässe früher zu erkennen.

 

Die Verwendung von OTIF als Leistungskennzahl wird auch von vielen großen Unternehmen gefordert, um die Leistung ihrer Lieferanten zu bewerten. Lieferanten, die eine hohe OTIF-Quote aufweisen, gelten als zuverlässiger und können langfristig bevorzugt werden. In vertraglichen Vereinbarungen können Mindest-OTIF-Quoten festgelegt werden, um sicherzustellen, dass Lieferanten bestimmte Leistungsstandards erfüllen.

 

Mehrwert

 

Der Mehrwert von OTIF liegt in der Verbesserung der Kundenzufriedenheit. Kunden verlassen sich darauf, dass ihre Bestellungen pünktlich und vollständig eintreffen. Eine hohe OTIF-Quote stärkt das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen und trägt dazu bei, langfristige Geschäftsbeziehungen zu fördern. Unternehmen, die eine hohe OTIF-Rate aufrechterhalten, haben in der Regel einen Wettbewerbsvorteil, da sie zuverlässig liefern können.

 

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Ein weiterer Vorteil ist die Transparenz in der Lieferkette. OTIF bietet klare, messbare Daten zur Lieferperformance, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Prozesse zu analysieren und gezielte Verbesserungen vorzunehmen. Dies kann zu Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen führen, da Probleme in der Lieferkette schneller identifiziert und behoben werden können.

 

Eine Herausforderung bei der Anwendung von OTIF besteht jedoch darin, dass die Kennzahl manchmal zu stark vereinfacht sein kann. Sie gibt zwar einen allgemeinen Überblick über die Lieferperformance, berücksichtigt aber nicht alle Aspekte der Lieferkette. Beispielsweise wird nicht erfasst, ob Produkte in der richtigen Qualität oder in einem beschädigten Zustand geliefert werden. Ebenso können externe Faktoren wie unvorhergesehene Wetterereignisse die pünktliche Lieferung beeinflussen, ohne dass dies zwangsläufig auf interne Fehler in der Lieferkette zurückzuführen ist.

 

In der abschließenden Bewertung ist OTIF eine unverzichtbare Kennzahl, um die Leistungsfähigkeit der Lieferkette zu messen und kontinuierlich zu verbessern. Eine hohe OTIF-Quote signalisiert Zuverlässigkeit und Effizienz, während eine niedrige Quote auf Schwachstellen hinweist, die behoben werden müssen. Langfristig unterstützt die Verbesserung der OTIF-Rate Unternehmen dabei, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.