Überblick
Der Begriff „Entwicklungsgrade von Teams“ bezieht sich auf die verschiedenen Phasen, die ein Team durchläuft, während es sich von einer losen Gruppe einzelner Individuen zu einer hochleistungsfähigen Einheit entwickelt. Diese Phasen spiegeln den gruppendynamischen Prozess wider, welcher von Teams immer wieder durchlaufen wird. Teams entstehen nicht von selbst, sondern durchlaufen einen Entwicklungsprozess, der ihre Dynamik, ihre Effektivität und ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit beeinflusst. Dieser Prozess wird in mehreren Modellen beschrieben, von denen das Phasenmodell von Bruce Tuckman am weitesten verbreitet ist. Tuckman unterteilt die Entwicklung von Teams in vier Phasen: Forming (Formierung), Storming (Auseinandersetzung), Norming (Normierung) und Performing (Leistung). Später wurde das Modell um eine fünfte Phase, Adjourning (Auflösung), erweitert.
Die Entwicklungsgrade von Teams geben Aufschluss darüber, in welchem Stadium sich ein Team befindet, und helfen dabei zu verstehen, welche Herausforderungen typischerweise in jeder Phase auftreten. Sie sind ein nützliches Instrument, um den Fortschritt eines Teams zu bewerten und zu steuern, insbesondere in Situationen, in denen Zusammenarbeit entscheidend ist. Teams müssen durch verschiedene Phasen der Konfliktlösung, der Rollenfindung und der Zielorientierung gehen, bevor sie zu einer optimalen Leistungsfähigkeit gelangen können. Führungskräfte und Teamleiter können die Entwicklungsgrade nutzen, um gezielt Maßnahmen zur Unterstützung der Teammitglieder zu ergreifen und den Übergang von einer Phase zur nächsten zu erleichtern.
Konzept
Das Konzept der Entwicklungsgrade von Teams basiert auf der Annahme, dass Teams nicht sofort als hochleistungsfähige Einheiten agieren, sondern sich durch eine Reihe von Phasen entwickeln müssen. Jede dieser Phasen ist von spezifischen Herausforderungen und Dynamiken geprägt, die es zu bewältigen gilt. Das Phasenmodell von Tuckman bietet einen strukturierten Ansatz, um diesen Entwicklungsprozess zu verstehen und zu begleiten. Im Zentrum des Modells steht die Idee, dass Teams durch die Bewältigung interner und externer Herausforderungen an Stärke gewinnen und schließlich zu einer hochgradig effizienten Zusammenarbeit fähig werden.
Forming
Die erste Phase umfasst den Aufbau eines Teams. In dieser Anfangsphase kommen die Teammitglieder zusammen, lernen sich kennen und versuchen, ihre Rolle im Team zu finden. Die Kommunikation ist in dieser Phase oft vorsichtig und formell, da sich die Mitglieder noch nicht gut kennen und versuchen, einen Eindruck von den Erwartungen und Verhaltensweisen der anderen zu gewinnen. Diese Phase ist von Unsicherheit und Unklarheit geprägt, da die Ziele des Teams noch nicht vollständig definiert und die Rollen der einzelnen Mitglieder noch nicht klar festgelegt sind. Führungskräfte spielen in dieser Phase eine entscheidende Rolle, indem sie Orientierung bieten und das Team durch klare Zielsetzungen und Strukturen unterstützen.
Storming
In der nächsten Phase treten häufig Konflikte und Meinungsverschiedenheiten auf. Diese Phase ist geprägt von Spannungen, da die Teammitglieder beginnen, ihre individuellen Vorstellungen und Erwartungen einzubringen, was zu Reibungen führen kann. In dieser Phase müssen die Teammitglieder lernen, ihre Meinungsverschiedenheiten offen auszutragen und Lösungen zu finden, um den Teamzusammenhalt zu stärken. Oftmals geht es in dieser Phase um Machtkämpfe und die Klärung von Rollen und Verantwortlichkeiten. Der Übergang vom Storming zur nächsten Phase erfordert, dass das Team in der Lage ist, konstruktiv mit Konflikten umzugehen und effektive Kommunikationswege zu etablieren. Hier kommt es auf die Vermittlungsfähigkeit der Führungskraft an, um das Team durch diese schwierige Phase zu führen.
Norming
Nach der Auseinandersetzungsphase folgt die Norming-Phase, in der das Team beginnt, gemeinsame Regeln und Normen zu entwickeln. In dieser Phase finden die Teammitglieder zu einer einheitlichen Arbeitsweise, und es entsteht ein stärkeres Gefühl des Zusammenhalts. Die Kommunikation wird offener und kooperativer, und die Rollen im Team sind klarer definiert. Es werden gemeinsame Werte und Standards etabliert, die das Team bei der Erreichung seiner Ziele unterstützen. Die Mitglieder verstehen nun besser, wie ihre individuellen Stärken zum Erfolg des Teams beitragen können, und arbeiten zielgerichteter zusammen. Die Norming-Phase ist eine entscheidende Phase auf dem Weg zur optimalen Leistungsfähigkeit, da sie die Grundlage für eine stabile und produktive Teamdynamik schafft.
Performing
In der vierten Phase erreicht das Team seine volle Leistungsfähigkeit. Es arbeitet nicht nur effizient zusammen, sondern ist auch in der Lage, kreative Lösungen zu finden und auf Veränderungen flexibel zu reagieren. Das Vertrauen innerhalb des Teams ist stark ausgeprägt, und die Kommunikation verläuft reibungslos. Die Teammitglieder haben ein klares Verständnis ihrer Rollen und Verantwortlichkeiten und sind in der Lage, selbstständig und ohne ständige Führung zu arbeiten. In dieser Phase sind Teams oft in der Lage, ihre Ziele mit hoher Effizienz zu erreichen und Innovationen voranzutreiben. Die Führungskraft tritt in dieser Phase eher in den Hintergrund und agiert als Unterstützer oder Coach, da das Team weitgehend eigenständig funktioniert.
Adjourning
Die Adjourning-Phase, beschreibt die Auflösung des Teams, wenn das Projekt abgeschlossen oder die Aufgaben erfüllt sind. In dieser Phase geht es darum, die Zusammenarbeit abzuschließen und die gewonnenen Erkenntnisse zu reflektieren. Diese Phase ist besonders wichtig für temporäre Projektteams, die nach der Erreichung ihrer Ziele auseinandergehen. Die Adjourning-Phase bietet die Gelegenheit, den Erfolg des Teams zu feiern und die Erfahrungen zu bewerten, um in zukünftigen Projekten noch besser zusammenarbeiten zu können.
Das Phasenmodell von Tuckman verdeutlicht, dass Teams in ihrer Entwicklung Herausforderungen durchlaufen müssen, bevor sie zur vollen Leistungsfähigkeit gelangen. Jede Phase bringt spezifische Probleme mit sich, die das Team bewältigen muss, um zum nächsten Entwicklungsgrad überzugehen. Dieser Prozess ist nicht zwangsläufig linear, und Teams können in frühere Phasen zurückfallen, wenn neue Herausforderungen oder Änderungen auftreten. Zum Beispiel kann ein Team, das bereits in der Norming-Phase war, in die Storming-Phase zurückkehren, wenn neue Mitglieder hinzukommen oder sich die Teamstruktur ändert.
Neben dem Tuckman-Modell gibt es weitere Konzepte, die die Entwicklungsgrade von Teams beschreiben, etwa das Modell der Teamentwicklung nach Wheelan. Dieses Modell beschreibt ebenfalls die Phasen der Teamentwicklung, legt aber besonderen Wert auf die Kommunikation und die Gruppendynamik innerhalb des Teams. Trotz der unterschiedlichen Ansätze bleibt der Kern der Idee derselbe: Teams durchlaufen Entwicklungsstufen, die ihren Reifegrad und ihre Leistungsfähigkeit bestimmen.
Mehrwert
Einer der wichtigsten Mehrwerte ist die Förderung der Teamleistung. Indem Führungskräfte die verschiedenen Phasen der Teamentwicklung erkennen und gezielte Maßnahmen ergreifen, um das Team durch diese Phasen zu führen, können sie sicherstellen, dass das Team sein volles Potenzial ausschöpft. Teams, die bewusst durch den Entwicklungsprozess geleitet werden, erreichen schneller eine höhere Leistungsfähigkeit und können effizienter zusammenarbeiten. Dies führt zu besseren Ergebnissen und einer höheren Produktivität.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Verbesserung der Kommunikation innerhalb des Teams. In den frühen Phasen der Teamentwicklung, insbesondere im Storming, kann es zu Missverständnissen und Konflikten kommen. Durch gezielte Unterstützung und Interventionen können diese Konflikte konstruktiv gelöst werden, was zu einer offeneren und vertrauensvolleren Kommunikation führt. Teams, die lernen, effektiv zu kommunizieren, sind in der Lage, Herausforderungen schneller zu bewältigen und kreative Lösungen zu entwickeln.
Teams, die in den Phasen der Formierung und Auseinandersetzung unterstützt werden, entwickeln ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl und sind motivierter, ihre gemeinsamen Ziele zu erreichen. Ein unterstützendes Umfeld, in dem Konflikte konstruktiv gelöst und individuelle Stärken gefördert werden, trägt dazu bei, dass sich die Teammitglieder wertgeschätzt fühlen. Dies erhöht nicht nur die Zufriedenheit, sondern auch das Engagement und die Bindung an das Unternehmen.
Zudem ermöglicht das Verständnis der Entwicklungsgrade von Teams eine gezielte Führung. Führungskräfte, die die Dynamik der Teamentwicklung verstehen, können ihre Führungsansätze anpassen, um das Team bestmöglich zu unterstützen. In den frühen Phasen ist eine stärkere Führung erforderlich, während in der Performing-Phase die Rolle der Führungskraft eher unterstützend und coachend ist. Diese Flexibilität im Führungsstil trägt dazu bei, dass das Team seine Ziele erreicht und gleichzeitig eine positive Arbeitsumgebung geschaffen wird.