Überblick
Konzept
Die eigentliche Funktionsweise des Andon-Systems basiert darauf, dass jeder Mitarbeiter das Recht und die Verantwortung hat, den Produktionsprozess zu unterbrechen, wenn er ein Problem entdeckt. Dieses Konzept wird als „Jidoka“ bezeichnet, was übersetzt so viel wie „automatisierte Qualitätssicherung“ bedeutet. Es erlaubt es, den Produktionsprozess zu automatisieren, ohne die menschliche Kontrolle über die Qualität zu verlieren. Sobald ein Problem erkannt wird, ermöglicht Andon den Mitarbeitern, dies sofort zu kommunizieren, und löst einen strukturierten Problembehebungsprozess aus.Im praktischen Einsatz funktioniert Andon oft in mehreren Schritten. Der erste Schritt ist das Erkennen eines Problems. Dies kann ein Qualitätsfehler, ein Maschinenausfall oder eine andere Art von Störung im Produktionsablauf sein. Sobald das Problem identifiziert wurde, zieht der Mitarbeiter die Andon-Kordel oder drückt einen Knopf, um das Andon-Signal zu aktivieren. Dieses Signal informiert das Team und das Management sofort über die Art des Problems.
Im nächsten Schritt erfolgt die Analyse und Problemlösung. Sobald das Problem durch das Andon-Signal kommuniziert wurde, kommen Vorgesetzte oder spezialisierte Teams zusammen, um die genaue Ursache zu ermitteln und entsprechende Maßnahmen zur Behebung einzuleiten. Ziel ist es, den Produktionsprozess so schnell wie möglich wieder in Gang zu bringen, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Die schnelle und strukturierte Reaktion auf Probleme ist ein zentrales Merkmal des Lean Managements, und Andon spielt dabei eine Schlüsselrolle.
Ein weiterer Aspekt des Andon-Systems ist die Vermeidung von Verschwendung („Muda“ im Lean Management). Indem Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden, wird verhindert, dass Ressourcen wie Zeit, Material und Arbeitskraft in fehlerhafte oder ineffiziente Prozesse investiert werden. Andon trägt somit direkt zur kontinuierlichen Verbesserung („Kaizen“) bei, indem es sicherstellt, dass Probleme sofort adressiert und langfristig vermieden werden.
Neben der Problemerkennung fördert das Andon-System auch die Transparenz in der Produktion. Jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, den aktuellen Status der Produktionslinie zu sehen, und potenzielle Probleme werden sofort sichtbar gemacht. Dies erhöht die Verantwortung jedes Einzelnen und verbessert die Zusammenarbeit im Team. Indem Probleme offen kommuniziert und gemeinsam gelöst werden, schafft Andon eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Verbesserung.
In modernen Produktionsumgebungen wird das Andon-System oft durch digitale Technologien unterstützt. Bildschirme und Softwarelösungen bieten eine noch detailliertere Analyse und Berichterstattung über Produktionsprobleme. Diese Weiterentwicklung des Andon-Systems ermöglicht es Unternehmen, umfassendere Daten zu sammeln und zu analysieren, um zukünftige Störungen zu vermeiden und die Effizienz weiter zu steigern.
Mehrwert
Andon hilft auch, die Verantwortung im Unternehmen zu dezentralisieren. Jeder Mitarbeiter ist für die Qualität seiner Arbeit verantwortlich und hat die Möglichkeit, den gesamten Produktionsprozess zu beeinflussen. Diese Art der Partizipation führt zu einer stärkeren Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und motiviert sie, aktiv zur Lösung von Problemen beizutragen.Herausforderungen bei der Implementierung von Andon können auftreten, wenn Mitarbeiter zögern, den Produktionsprozess zu unterbrechen, aus Angst vor negativen Konsequenzen. Es ist entscheidend, dass eine Unternehmenskultur geschaffen wird, die Fehler nicht bestraft, sondern als Chance zur Verbesserung ansieht. Zudem kann es in stark automatisierten Produktionslinien schwierig sein, das Andon-System sinnvoll einzusetzen, da die Ursachen von Störungen komplexer und schwerer zu identifizieren sein können.