Auf LinkedIn kursierte vor eine Weile eine charmante Anekdote. CFO fragt CEO: „Was ist die Folge, wenn wir unsere Mitarbeiter schulen und sie die Firma verlassen?“ Der CEO erwidert: „Was ist die Folge, wenn wir sie nicht schulen und sie bleiben?!“

Wir machen Ihnen nichts vor: Six Sigma ist eine intensive, durchaus schwierige Ausbildung. Zu Recht gilt eine Ausbildung zum Six Sigma Black Belt als echte Königsdisziplin im Management. Sie ist langwierig, schwierig und kostenintensiv. Um die Frage zu beantworten, warum sich eine Black-Belt-Ausbildung trotzdem lohnt, betrachten wir die unterschiedlichen Stufen bis zu einem Black Belt.

Die Schritte auf dem Weg zur Excellence

Eine zweitägige Yellow-Belt-Schulung vermittelt zuerst die Standard-Inhalte. Sie zeigt auf, wie ein Six-Sigma-Projekt strukturiert wird. Die Teilnehmer lernen, welche Problemstellungen oder Inhalte sich mit welcher Logik bearbeiten lassen. Ziel ist es, ein Grundverständnis von Six Sigma zu erlangen. Allerdings reicht der „Schnupperkurs“ nicht aus, um anschließend selbst ein Projekt kompetent ausführen zu können. Ein Yellow Belt lernt genug, um in Projekten mitzuwirken oder als Führungskraft die Projekte der Mitarbeiter zu verstehen und zu unterstützen. Für eine umfassende Implementierung braucht es mehr.

Der nächste Schritt ist ein Training zum Green Belt. Mit diesem intensiven Training in den vielfältigen Techniken von Six Sigma ist jedoch der Expertenstatus noch nicht erreicht! Wohl aber entwickelt sich die Expertise während des aktiven Einsatzes der Methodik sukzessive weiter. Und damit wird auch deutlich, dass ein Green-Belt-„Neuling“ Zugang zu einem Methodenkenner benötigt. Nur mit einem kompetenten Ansprechpartner lassen sich aufkeimende methodische Fragen klären. Welche Herangehensweise ist jetzt sinnvoll? Welches Tool wäre für diese Situation am effektivsten? Wieso habe ich keinen Erfolg mit der gewählten Methodik? Wie kalkuliere ich einen bestimmten Wert?

Es ist wie bei jeder Disziplin – die Fragen wachsen mindestens synchron mit der gewonnenen Erkenntnis.

Als Teil eines Black-Belt-Projekts entwickelt sich der Green Belt stetig weiter. Denn Expertise in Six Sigma kommt nicht aus Schulungen allein, sondern durch die Gelegenheiten, sich mit den Tools in deren Anwendung auseinanderzusetzen. Einem Green Belt fehlt die Übung und die Betreuung. Diese kann nur ein Black Belt in der Organisation leisten. Genau aus diesen Gründen existiert überhaupt die Belt-Struktur in Six Sigma. Sie wird benötigt, um eine methodische Stringenz im Unternehmen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Nur mit dieser Hierarchie, mit dem Black Belt an der Spitze, kann eine Organisation den Nutzen von Six Sigma für sich voll ausschöpfen.

Daher bedeutet, eine Black-Belt-Schulung zu absolvieren, eine bestimmte Verantwortung im eigenen Unternehmen zu übernehmen: Sorgfalt und Methode in der Problemlösung sicherzustellen – und andere weiterzuentwickeln. Denn die Black Belts entwickeln nicht allein Methodenkompetenzen, sondern eben auch Führungskompetenzen. Selbst wenn die Black Belts (meistens) keine direkte Personalverantwortung haben, lernen sie in verschiedenen Unternehmensebenen, vom Shop Floor bis zur Geschäftsleitung, Einfluss zu nehmen.

„Führung ohne Hierarchie“ ist eine fundamentale Management-Fähigkeit, die ein Mehrwert der Black-Belt-Ausbildung ist.

Neben den Führungskompetenzen gewinnen die Black Belts ein sehr tiefes Wissen darüber, wie das Unternehmen wirklich funktioniert. Die Anwendung der Six-Sigma-Techniken in eigenen Projekten bringt das mit sich. Genauso hilft dabei die Betreuung der Projekte der Green Belts und deren Ausbildung. In Summe erhalten Black Belt so ein stringentes, Daten- und Analyse-basiertes Verständnis der Wirkungsweise des Unternehmens. Anders ausgedrückt: Die Black Belts gewinnen einen objektiven Blick auf die Firma, legen sowohl eigene Glaubenssätze wie auch die der Kollegen ab. Dadurch gewinnen sie an Effektivität in der Umsetzung von Verbesserungen, die lediglich mit Fachkenntnissen nicht zu erreichen sind.

Zukunftsfähig durch Analysekompetenzen und Fähigkeit zur Problemlösung

Die bisher genannten Vorteile sind schon erheblich für den Nutzen, den Unternehmen als Ganzes aus der Investition in eine solide Belt-Struktur ziehen. Doch um die Frage zu beantworten, warum sich die Ausbildung zum Black Belt für den Einzelnen lohnt, schauen wir auf die erweiterten Kompetenzen, die sie mit sich bringt. Für die Führungskräfte der Zukunft sind die Analysekompetenzen und vor allem die Fähigkeit zur Problemlösung extrem bedeutsam. Wie wir Probleme angehen und mit welchen Ansätzen wir uns Herausforderungen stellen, ist ungleich wichtiger als Fachkompetenzen in begrenzten Unternehmensbereichen. Mit Six Sigma lernen und erweitern wir unsere Fähigkeiten, den Kern von Problemen zu erkennen und die richtigen Lösungen dafür zu finden.

Die Black-Belt-Ausbildung lehrt, wie komplexe Problemstellungen effektiv zu bearbeiten sind – unter Berücksichtigung der strukturellen und kulturellen Situation des jeweiligen Unternehmens. Größere Problemstellungen erfordern höhere methodische Kompetenzen. Das macht es für Unternehmen lohnenswert, wenn nicht unverzichtbar, in die fundierte Black-Belt-Ausbildung von Mitarbeitern zu investieren. Die Vorteile, die sich für die Organisation daraus ziehen lassen, überwiegen den Aufwand an Kosten und Zeit bei Weitem. Auch gerade im Hinblick auf die Führungskompetenzen macht eine Six-Sigma-Ausbildung bis zum letzten Grad Sinn: Ein Black Belt verfügt – durch stetiges Scheitern, Fehlermachen und neue Anläufe auf dem Weg durch die Belt-Struktur von Six Sigma – über eine reife Reflexion und Empathie. Unerlässlich, nicht nur für die Unterstützung aller anderen Six Sigma Belts.