Überblick

 

MECE steht für mutually exclusive, collectively exhaustive – übersetzt also „sich gegenseitig ausschließend“ und „insgesamt erschöpfend“. Im Kern geht es bei MECE darum, Aufgaben, Kategorien und Strukturen derart zu gruppieren und zueinander in Beziehung zu setzen, dass keine Überlappungen entstehen. Die einzelnen Gruppierungen zeigen keine Überschneidungen und alle Elemente gemeinsam beschreiben das Thema oder Problem vollständig.

Beim MECE-Prinzip bilden mehrere zusammengehörige Elemente jeweils eine Untergruppe, die wiederum einem Überbegriff zugehörig ist. Dieses Prinzip kann sich über mehrere Ebenen fortsetzen, so dass insgesamt eine pyramidale Struktur aus Oberbegriffen und jeweils zugehörigen Unterelementen entsteht.

Das MECE-Prinzip ist einer der Grundbausteine der pyramidalen Kommunikation. Dieses Konzept wurde in den 1960ern von Barbara Minto entwickelt. Mittlerweile findet es weit verbreitet Anwendung, insbesondere bei der Strategiefindung von Unternehmen. Hier gehört das MECE-Prinzip zum täglichen Handwerkszeug eines jeden Beraters. Ob im Problemlösungsprozess zur Sortierung von Ursachen oder in der Ideenfindung, beim Erstellen von Konzepten in Folien- oder auch Textformat und sowieso ganz allgemein bei jeglicher Art der Kommunikation – alle Inhalte sollten stets MECE sein! Denn erst wenn ein Thema dem MECE-Prinzip folgend strukturiert werden kann, wird klar, ob das Thema wirklich durchdrungen und verstanden ist.

 

Konzept

 

Für ein besseres Verständnis des MECE-Prinzips bietet es sich an, die Buchstabengruppe zu trennen und im ersten Schritt das ME – also das „sich gegenseitig ausschließen“ zu betrachten. Dies lässt sich leicht an folgendem Beispiel verdeutlichen: Angenommen, für das Zubereiten von Pizza sollen die Toppings in die Kategorien „fleischbasiert“, „vegetarisch“ und „vegan“ sortiert werden. Dies funktioniert noch gut mit Käse („vegetarisch“) und Salami („fleischbasiert“), doch wo lassen sich die Champignons einsortieren, landen sie bei „vegetarisch“ oder „vegan“? Diese drei Kategorien sind also nicht ME, also nicht „mutually exclusive“. Daher gilt es, die Pizza-Topping-Kategorien nochmals zu überarbeiten, um deren Einzigartigkeit sicherzustellen. So ergeben sich die Punkte „Fleisch“, „Gemüse“ und „Milchprodukte“. Alle vorherigen Toppings lassen sich nun sauber einsortieren.

Nun muss sich auch der zweite Teil von MECE anschließen. Denn die Kategorien sind noch nicht CE, also „collectively exhaustive“. Sie erfüllen also noch nicht den Anspruch, „insgesamt erschöpfend“ zu sein. An dieser Stelle ist es wichtig, die Struktur sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung hinsichtlich der Vollständigkeit zu überprüfen: Ist die erste Ebene der Kategorien bereits „CE“, das heißt, umfassen die bisherigen drei Kategorien „Fleisch“, „Gemüse“ und „Milchprodukte“ bereits alle möglichen Pizza-Toppings? Was ist zum Beispiel mit weiteren Toppings wie Tomatensauce oder Pesto, wo lassen sich diese Bausteine einsortieren? Hier braucht es noch eine weitere Kategorie wie „Saucen“. Auch innerhalb der einzelnen Kategorien gilt es zu hinterfragen, ob beispielsweise bereits alle Typen von „Gemüse“ enthalten sind. Eventuell trägt eine weitere Unterkategorie innerhalb von „Gemüse“ zur Übersichtlichkeit bei. Durch solches Hinterfragen muss die gesamte Struktur derart getrimmt werden, dass sie das Kernproblem wirklich insgesamt erschöpfend beschreibt beziehungsweise die Kernaussage erschöpfend wiedergibt.

Um eine bestehende Sammlung von Themen auf „MECE-ness“ zu überprüfen oder eine Struktur zu erstellen, die dem MECE-Prinzip folgt, helfen die folgenden fünf Richtlinien:

  1. Kein Element darf in der Struktur mehrfach erscheinen. Dies gilt sowohl für Oberbegriffe als auch für die jeweils darunter liegenden Unterpunkte, entlang aller Ebenen der Struktur.
  2. Eine MECE-Struktur hat den Anspruch der Vollständigkeit, das heißt, alle enthaltenen Elemente sollen das gegebene Problem vollständig beschreiben, kein Punkt darf weggelassen werden.
  3. Elemente auf derselben Höhe in der Struktur sollen parallel sein, so dass die darüber liegenden Kategorien direkt vergleichbar sind.
  4. Die „Dreier-Regel“ besagt, dass Gruppen aus drei Elementen meist besonders gut merkbar sind und gleichzeitig die kleinstmögliche Gruppengröße darstellen, aus der ein Muster erkannt werden kann. Dieser Punkt besagt nicht, dass alle Gruppen zwingend aus drei Elementen bestehen müssen, häufig sind auch größere Gruppierungen sinnvoll oder notwendig. Er bietet jedoch eine gute erste Orientierung bei der Erstellung der Kategorien.
  5. Auf logische Brüche achten. Eine konsequente Anwendung der vorherigen Punkte schützt nicht davor, logische Fehler in den eigenen Annahmen und Überlegungen zu begehen. Es ist also immer darauf zu achten, dass die MECE-Struktur den Gesetzen der Logik folgt!

 

Mehrwert

 

Beim Konzipieren und Darstellen von Problemzusammenhängen oder anderen Überlegungen hilft das MECE-Prinzip. Eine konsequente Anwendung lenkt den eigenen Gedankenprozess in strukturierte Bahnen. Gleichzeitig bleibt der Fokus auf die Kernaussage bzw. das Kernproblem stets im Vordergrund und gibt somit die Richtung vor. Bei MECE liegt der Kern immer in der Spitze der Pyramidenstruktur.

Durch das Clustern einzelner Elemente in Kategorien fällt es leichter, auch noch die letzten kreativen Ideen und Punkte aus den Tiefen des eigenen Gehirns hervorzugraben und damit auch dem Anspruch auf Vollständigkeit gerecht zu werden. Damit kratzt die anschließend erhaltene Übersicht über das Problem nicht nur an der Oberfläche, sondern umfasst auch die weniger offensichtlichen, aber potentiell fundamentalen Aspekte. Dadurch ergibt sich eine vollständige, logische und sehr klar aufgeschlüsselte Erfassung eines Problems. Eine derartige Darstellung ermöglicht es, anschließend nächste Schritte sinnvoll zu planen oder fundierte Entscheidungen zu treffen. Damit liefert das MECE-Prinzip in so gut wie jedem Bereich einen signifikanten Mehrwert – sei es bei der Problemlösung, der Strukturierung von Ideen oder Inhalten oder der Erstellung von Konzepten und Folien.