Überblick

 

Der Kundentakt bezeichnet als Kenngröße, nach welcher durchschnittlichen Zeitspanne ein Kunde ein Produkt abnimmt. Mit der Einheit „Minuten pro Stück“ lässt sich angeben, welche Ausbringungsrate für ein Unternehmen notwendig ist, um die mittlere Kundennachfrage zu erfüllen.

Der Kundentakt gilt als Grundlage dafür, in welcher Zeit Prozessschritte ablaufen müssen, damit die vom Kunden gewünschte Nachfrage bedient werden kann. Durch die Orientierung am Kundentakt können Unternehmen Engpässe erkennen und ihre internen Abläufe anpassen, um effizienter auf Kundenanforderungen zu reagieren. Somit kann der Kundentakt dafür genutzt werden, um im Unternehmen ablaufende Prozesse unmittelbar zeitlich an den Kundenbedarfen auszurichten.

Konzept

 

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Der Kundentakt berechnet sich als Quotient aus der Produktionskapazität und dem Kundenbedarf in einem bestimmten Zeitraum. Hierbei steht im Dividenden die zur Verfügung stehende Kapazität des produzierenden Unternehmens. Im Divisor wird der Mengenbedarf der Kunden für ein Produkt oder eine ganze Produktfamilie abgebildet:

Im Rahmen einer Kundentaktberechnung muss daher zunächst die zur Verfügung stehende Kapazität ebenso wie die Kundennachfrage pro Zeitintervall ermittelt werden. Für die Berechnung der Kapazität wird die zur Verfügung stehende Arbeitszeit im Unternehmen berechnet. Die mittlere Kundennachfrage für einen Zeitraum wird aus den Bestellabrufen ermittelt.

Eine Beispielrechnung für den Kundentakt über ein Jahr lautet wie folgt: Die Kapazität des Unternehmens beträgt zwei Schichten mit je acht Stunden Arbeitszeit an 220 Arbeitstagen im Jahr. Der gesamte Kundenbedarf sind 200.000 Stück pro Jahr.

 

Kundentakt = (8 Stunden * 2 Schichten * 220 Arbeitstage) / 200.000 Stück = 0,0176 Stunden/Stück = 1,06 Minuten/Stück

 

Mit dieser Rechnung ergibt sich der Kundentakt über alle Prozessschritte. Wichtig ist festzuhalten, dass dieser unternehmensweite Kundentakt über alle Prozessschritte nur als erste Orientierung geeignet ist. Da die zur Verfügung stehende Kapazität pro Produktionsschritt variieren kann, sind auch unterschiedliche Kundentakte innerhalb eines Wertstroms möglich.

Um hierbei eine exakte Berechnung zu erreichen, müssen für die einzelnen Prozessschritte beispielsweise geplante Stillstände, Maschinenbelegungen durch andere Produkte und Verfügbarkeitsverluste von der zur Verfügung stehenden Produktionszeit abgezogen werden. Weitere Einflussfaktoren dafür sind unterschiedliche Schichtmodelle, Arbeitszeiten oder auch das Auslassen mancher Prozessschritte, beispielsweise durch Teilezukauf.

Daher ist eine spezifische Kundentaktberechnung für jeden individuellen Fertigungsschritt oft sinnvoll. Nur so können konkrete Engpässe im Wertstrom für die Produktion eines Produktes identifiziert werden. Die aus diesem spezifischen Kundentakt abgeleitete Taktzeit gibt dann an, wie lange ein jeweiliger Prozessschritt in der Produktion maximal andauern darf, um der Kundennachfrage zu entsprechen.

 

Ebenso ist der Kundenbedarf oft nicht statisch, sondern unterliegt Schwankungen. Diese Schwankungen im Bestellverhalten haben einen großen Einfluss auf den real notwendigen Kundentakt. Daher ist es notwendig, Muster und Trends im Kaufverhalten des Kunden zu identifizieren und mit Hilfe einer Bestellvarianz als Maß der Streuung deutlich zu machen. Besteht eine hohe Bestellvarianz, bedeutet dies, dass die Bestellungen sich oft stark unterscheiden. Faktoren, die darauf einwirken, sind beispielsweise unterschiedliche Zeitspannen zwischen Käufen, verschiedene Bestellmengen sowie saisonale Schwankungen.

Daraus können sich Kundennachfragespitzen ergeben, in welchen der Kundentakt ansteigt. Daher sind bei einer hohen Bestellvarianz zeitlich detailliertere Kundentakte, für eine Woche oder für einen Monat, zu erstellen.

 

Da wie beschrieben sowohl beim Kundenbedarf als auch bei den internen Prozessschritten viele Einflussfaktoren vorliegen, ist grundsätzlich eine Verstetigung der Kundentaktberechnung sinnvoll. Um die häufigen Schwankungen abzubilden, ist ein Kundentakt nicht nur einmalig zu berechnen, sondern muss in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Somit kann dieser als auch als Grundlage für eine kontinuierlich sich anpassende Ressourcenplanung verwendet werden.

 

Anwendung findet ein Kundentakt auch in Wertstromanalysen. Die Berechnung wird hierbei durchgeführt, um eine Referenz für die längstmögliche Zykluszeit der Prozessschritte zu ermitteln. Prozessschritte, welche schneller als der Kundentakt ablaufen, sind in der Lage, die Kundennachfrage abzudecken. Ist jedoch eine Zykluszeit höher als der Kundentakt, liegt ein Engpass vor und der entsprechende Schritt im Prozess ist anzupassen oder zu optimieren.

Dieser Abgleich kann sowohl übergreifend über alle als auch spezifisch für jeden Prozessschritt durchgeführt werden. Die grafische Abbildung der Zykluszeiten und des Kundentaktes erfolgt meist in einem Taktzeitdiagramm.

 

Mehrwert

 

Der Kundentakt kann als wichtiger Maßstab verwendet werden, um Engpässe, Engstellen oder Unterbrechungen im Wertstrom zu identifizieren. Durch eine Analyse mit Hilfe des Kundentakts können Unternehmen diejenigen Prozessschritte erkennen, welche Engpässe darstellen. Daraus lassen sich im Folgenden Fokuspunkte für zielgerichtete Optimierungen ableiten. Aufgrund dessen kann die Verwendung eines Kundentaktes eine Grundlage dafür bilden, den Fluss im Unternehmen zu verbessern, Bestände zu senken und die benötigten Ressourcen zu optimieren. Dies zahlt wiederum auf die Verkürzung der Durchlaufzeit im Unternehmen ein.

Jedoch lässt sich der Kundentakt nur als eine Orientierungshilfe für Unternehmen nutzen, da die ihm zugrundeliegende konkrete Kundennachfrage immer nur eine Abschätzung sein kann. Daher ist ein Kundentakt immer ein Näherungswert und muss auch als solcher behandelt werden. Weiterhin ist eine Berechnung des Kundentaktes für jeden Prozessschritt aufgrund vieler Variablen aufwendig und mit Unsicherheiten behaftet.

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Es muss daher immer abgewogen werden, in welchem Detailgrad eine Kundentaktberechnung sinnvoll ist.

Nichtsdestotrotz kann die Betrachtung des Kundentaktes für eine Verbesserung der Kundenzentrierung im Sinne des Lean Managements sorgen. Es wird verdeutlicht, welche Auslieferungsrate ein Kunde erwartet, und der Produktionsrhythmus kann daran über eine Taktzeit ausgerichtet werden. Die dadurch verbundene Synchronisierung der Produktionsrate mit dem Kundenbedarf schafft die Grundlage für pünktlichere, zuverlässigere und berechenbarere Kundenlieferungen. Eine konsequente Orientierung am Kundentakt sorgt ebenso dafür, dass sich die Planung im Unternehmen eng an der Kundennachfrage orientiert. Dadurch kann auch vermieden werden, dass die Produktionsrate zum Erfüllen unerwarteter Kundenbedarfe schnell stark gesteigert werden muss.