Teamarbeit ist das Dogma der heutigen Zeit. Kaum ein Projekt, dass ohne auskommt. Und kaum eine Stellenanzeige, in der nicht die Teamfähigkeit ganz groß geschrieben wird. Auch bei der TrainingsManufaktur. Gesucht und gemeint ist meist der kooperative Mitarbeiter, der seine Individualinteressen dem Gemeinwohl hinten anstellt. Und sicher ist das auf vielen Ebenen erstrebenswert. Doch wie bei einem Dogma üblich, kann die starre und gebetsmühlenartige Anwendung auch zu Fehlentwicklungen und Überbeanspruchung führen.

In Operational Excellence Implementierungsprogrammen, die nicht durch eine konsequente Führung geleitet werden oder die im organisatorischen Fiasko einer mindestens dreidimensionalen Matrix aufgehangen sind, lässt sich immer wieder ein erstaunliches Phänomen feststellen. Projekte werden mit Teammitgliedern aus verschiedenen Bereichen und Einheiten besetzt, was zunächst einmal vollkommen sinnig erscheint. Im weiteren Verlauf des Projekts tritt aber immer wieder das Phänomen ein, dass von den determinierten Teammitgliedern kaum einer einen wirklichen operativen Beitrag zum Projekt leistet. Mal sei es aus Gründen des Tagesgeschäfts oder weil nur 10 Prozent der Ressource für das Projektmanagement freigegeben wurden. Und diese 10 Prozent sind ja dann schließlich schon durch das wöchentliche Teammeeting inklusive einer möglichen Anfahrt verbraucht.

Sorry, aber das ist der größte Blödsinn überhaupt. Die eigentliche politische Hintergrundarbeit, vor der sich viele Champions und Projektleiter scheuen, soll nun über das Team in der Hoffnung abgefedert werden, dass die Teammitglieder in ihren Bereichen Werbung für das Projekt und das Change Management übernehmen. Leider funktioniert dieses Abwälzen von Verantwortung nie, denn hier sind Führungskräfte mit klaren Positionen gefragt, die auch mal den ein oder anderen Gegenwind ertragen können. Hinzu kommt, dass die meisten Teammitglieder in bereichsübergreifenden Projekten über wenig hierarchische Entscheidungsbefugnis verfügen. Dieses wäre insoweit in Ordnung als das es sich bei dem Team um eine reine Arbeitsmannschaft handelt. Doch allein schon aufgrund der ständigen Ressourcenkonflikte mit der regulären Abteilung des Teammitglieds ist dies in den meisten Fällen reine Illusion. So bleibt die Arbeit oft letztlich allein am Projektleiter hängen.

Warum verzichtet man in solchen Fällen nicht konsequent auf das Team? Eine Projektleiter, entschlackt von zeitfressenden Meetings und der Teamleitung, kann sich dann besser um die politische Unterstützung und die konkrete Projektumsetzung kümmern. Diese Aufgaben muss er ja auch mit einem Team, dass de facto nicht mitzieht, eh schon machen. Nun gibt es im Rahmen des Projektmanagements eine ganze Reihe von verschiedensten Werkzeugen, um aus einem Team ein effizientes Team zu machen. Dies klingt meist auch alles sehr gut. Doch letztlich verkommt es oft zu einem Kaschieren von Problemen, die einen ganz anderen Kern, eine viel tiefer liegende Ursache haben:

  • Entscheider, die sich vor der Entscheidung drücken und ja kein Risiko eingehen wollen
  • Teammitglieder, die perfekt das Spiel um die Ressourcen zu spielen verstehen, um sich letztlich vor konkreten Aufgaben zu drücken.

Das soll nicht heißen, dass Teamarbeit per se nicht funktioniert. Es soll nur zum Denken über das allgegenwärtige Dogma der Teamarbeit anregen. Vielleicht macht es an der ein oder anderen Stelle mehr Sinn, nicht die Verantwortung abschieben zu wollen. Und schließlich kann dann im Einzelfall immer noch eine Teilaufgabe von einer anderen Einheit selbstständig übernommen werden. Dazu muss nicht immer eine komplette Ressource über Monate in allen Teammeetings anwesend sein. Ein paar gezielte Workshops können hier schon Wunder wirken.