Die Gleichteilestrategie erhöht in konzeptioneller Perspektive zunächst den Grad der Standardisierung des Produktionsprozesses über die Reduzierung der Teilevielfalt. Diese Form der Produktionsoptimierung mindert außerdem bereits die Komplexität auf den Stufen der Produktplanungsphase und des Beschaffungsmanagements. Dabei kann sich einzelfallabhängig auch die Verwendung von Teilen rechnen, die per se teurer sind, als entsprechende Individualteile (z.B. Verwendung eines Netzteils in Elektronikgeräten, welches in Absatzgebieten mit unterschiedlicher elektrischen Spannung gleichermaßen betrieben werden kann).Grundsätzlich lassen sich potentielle Mehrkosten des Gleichteils insbesondere über die Reduzierung der Entwicklungs-, Stück- und Lagerkosten kontrollieren bzw. kompensieren. So müssen aufgrund der Reduzierung der Teilevielfalt weniger Teile entwickelt werden. Im Anschluss an die Entwicklungsphase können diese Teile im Rahmen der Gleichteilestrategie in entsprechend hoher Stückzahl produziert werden und es müssen insgesamt weniger Varianten im Lager vorgehalten werden. Zudem kann die Nachfrage – auch im Fall entsprechender Schwankungen – auf unterschiedlichen Absatzmärkten aus dem gleichen Bestands-Pool gedeckt werden, welcher außerdem einen tendenziell niedrigeren Sicherheitsbestand aufweisen wird. Somit werden schnellere Produktneueinführungen durch einen marktadäquaten Bestand an (Alt-)Produkten grundsätzlich begünstigt.
Im Rahmen der Konzeptionierung einer Gleichteilestrategie ist jedoch in der Entwicklungsphase zu gewährleisten, dass die Teile für mehrere Produkte gleichermaßen kompatibel sein müssen. Unter Stückkostengesichtspunkten ist zu bewerten, wie sich der Umstand auswirkt, dass einzelne Gleichteile ggf. über Eigenschaften (z.B. technische Funktionen, Schnittstellen) verfügen, die nicht in allen Produkten zum Tragen kommen. Nachträgliche Änderungen oder Modifikationen am Gleichteil müssen demnach vor dem Hintergrund ihrer Auswirkungen auf die gesamte relevante Produktpalette bewertet, entwickelt, getestet und umgesetzt werden.
Erfolgskritisch hinsichtlich der Verwendung von Gleichteilen ist insbesondere auch die Herstellung von (zumindest vermeintlichen) „Zwillingsprodukten“, die dem Kunden im schlechtesten Fall keine für die Kaufentscheidung relevanten Differenzierungen mehr erlauben. Somit ist es – beispielsweise mit Blick auf die Autoindustrie – angezeigt, Gleichteile in für den Kunden nicht unmittelbar sichtbaren Bereichen (z.B. Bremsen) zu verwenden und umgekehrt bei der Ausstattung des Innenraums oder dem Armaturenbrett tendenziell auf Individualteile zu setzen.