Überblick

Der Bullwhip-Effekt ist ein typisches Phänomen in Wertschöpfungsketten mit unabhängig voneinander agierenden Wertschöpfungsstufen. Da jede Einheit nur sich selbst und nicht die komplette Kette im Blick hat, kommt es zum „Aufschaukeln“ der gesamten Kette. So kann eine kleine Änderung der Bestellmenge zu großen Nachfrage- und Produktionsschwankungen am Anfang der Kette führen. Ebenso wird der Effekt durch den Zeitversatz verstärkt, den die Information der Nachfrageänderung braucht, um den Prozess zu durchlaufen und bei den vorgelagerten Stufen anzukommen.

Konzept

Was sind die Gründe für ein „Aufschaukeln“ entlang der Lieferkette?

Dies liegt vor allem daran, dass jede Einheit ihre eigene Situation optimieren möchte. Dadurch verliert die Supply Chain als Ganzes. So optimiert jede Einheit ihre Bestellmengen an die Zulieferer. Hierbei spielen Mengenrabatte, Lieferkosten oder Losgrößen eine Rolle. Relevant ist auch der Umgang mit tatsächlichen oder vermuteten Engpässen. In diesem Fall wird gehortet. Die eigenen Bestellmengen ziehen an, auch wenn der Bedarf dafür gar nicht vorhanden ist. Ziel ist schließlich die eigene Lieferfähigkeit sicherzustellen. Dadurch steigt die Nachfrage an die vorgelagerte Stufe höher als die Nachfrage von der nachgelagerten Stufe an einen selbst. Die vorgelagerte Stufe wird anschließend genauso handeln, wodurch sich der Effekt potenziert. Eindrucksvoll lässt sich dieser Effekt am bereits sehr etablierten Bierspiel veranschaulichen, bei dem eine Supply Chain simuliert wird, in der es gilt, Bier an die nachgelagerte Stufe auszuliefern und dabei seine Kosten zu minimieren.

Der Simulationsklassiker ist selbstverständlich auch Teil unseres Action Learning Reservoirs.

Wie kann der Bullwhip-Effekt minimiert werden?

Zentrales Element ist hier der stufenübergreifende Informationsaustausch. So können Plan- und Bestellzahlen der letzten Stufe sofort der kompletten Kette zur Verfügung gestellt werden. Außerdem ist eine Glättung in der Preispolitik erforderlich. Schwankende Preise führen zu schwankenden Bestellungen. Die Losgrößen von Bestellungen sollten möglichst gering sein. Oftmals gibt es auch hier Kostengründe für größere Bestelleinheiten. Diese führen aber zu zusätzlichen Lagerbeständen und schwankenden Nachfragen. Des Weiteren führen klare Verteilungsregeln bei Engpässen dazu, dass kein Akteur taktische Hamsterkäufe mehr tätigen kann und wird. Es gibt somit eine Menge an Gegenmaßnahmen zum vermeidbaren Bullwhip-Effekt.

Mehrwert

Durch die Einbeziehung des Bullwhip-Effekts in die gesamte Supply Chain werden vorhandene Kapazitäten besser genutzt, die Produktverfügbarkeit für den Kunden erhöht, Abstimmungs- und Kommunikationsprobleme minimiert, der Planungsaufwand gesenkt, weniger Investitionen notwendig und letztlich die Kosten gesenkt.

Aufgrund des notwendigen Vertrauens der Akteure entlang der Wertschöpfungskette zueinander, ist die Minimierung des Bullwhip-Effekts kein Selbstläufer. Vorteilhaft ist hier das Vorhandensein eines dominanten Spielers entlang der vertikalen Lieferkette